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5. Juni 2011 / Gaby Goldberg

Hauptziel: Kommunikation

Israel liegt im Trend – wenigstens, was die Untersuchungsergebnisse zur Internetnutzung Jugendlicher betrifft. Die Lektüre-Empfehlungen zur sechsten #opco11-Woche seien hier um einige wenige Zahlen  ergänzt:
Aus einer im April veröffentlichten Studie von Iris Schachar-Lavie (Psychologische Fakultät der Universität Bar Ilan) zum Surfverhalten von 1100 israelischen Jugendlichen geht hervor, dass die Kommunikation mit Freunden aus der näheren Umgebung für 78 Prozent das Hauptziel ist. Facebook ist dabei das dominante Medium. An Werktagen verbringen die Jugendlichen im Durchschnitt dreieinhalb Stunden, am Wochenende viereinhalb Stunden im Internet. Die Freizeitaktivitäten werden an der Computerzeit ausgerichtet, nicht umgekehrt.
77 Prozent der Jugendlichen verfügen über einen Computer im eigenen Zimmer und surfen ohne elterlich kontrollierenden Blick über die Schulter, etwa ein Viertel geht mit dem Handy ins Internet.
Die Studie  „Internet-Nutzungsformen und Internet-Kaufverhalten Jugendlicher“ des Ministeriums für Industrie, Handel  und Arbeit (!) vom März 2010 kommt zu dem Ergebnis, dass 86 Prozent der 14-18-jährigen Israelis  sich regelmäßig im Internet tummeln; dagegen nur 68 Prozent der Erwachsenen.
Die Unterschiede zwischen jüdischen und arabischen Israelis sind hier signifikant: Mit 67 Prozent ist der Anteil der Surfer aus der arabischen Bevölkerungsgruppe deutlich niedriger als aus der jüdischen (92 Prozent).
75 Prozent der 1520 Befragten nutzen das Internet täglich: 99 Prozent  zu Hause, 81 Prozent auch im Haus von Freunden, 46 Prozent in der Schule. Nach dieser Untersuchung surft sogar ein Drittel der israelischen Jugendlichen mit Hilfe des Handys.
Rolf Schulmeister stellt für Deutschland fest, dass „ein Transfer der durch den Umgang mit dem Computer erworbenen Kompetenzen auf das Lernen … nicht in dem erwarteten Maße“ stattzufinden scheint. Ich wage hier die Aussage: Das dürfte auch für Israel gelten. Und frage mich, welche Rolle eine Lehrkraft in dem Transferprozess spielt bzw. spielen kann. Daraus ergibt sich die nächste Frage: Wie sieht es eigentlich mit der  Computerkompetenz  von Lehrkräften aus? Wir setzen sie in unseren Diskussionen als gegeben voraus, aber nach der Zwischen-den-Zeilen-Lektüre so  mancher Blogs,  meinen Erfahrungen im beruflichen Umfeld und als Mutter schulpflichtiger Kinder keimen Zweifel… Gibt´s dazu eigentlich Untersuchungen?
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Die israelischen Zahlen stehen im Kontext folgender #opco-Lektüre-Empfehlungen:
– http://www.zhw.uni-hamburg.de/uploads/schulmeister_net-generation_v3.pdf (Neun Thesen S. 148-156; „Kontaktpflege“ S. 148-4)

4 Kommentare

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  1. martinkurz / Jun 5 2011 10:24 am

    Liebe Gabi,
    Was meinst du mit „Zwischen-den-Zeilen-Lektüre“ in meinem Artikel, den du verlinkt hast? Was liest du da mit der Computerkompetenz von Lehrkräften heraus? Die Computerkompetenz von Lehrkräften ist sehr unterschiedlich, das ist klar. Habe ich das angedeutet? (Oder meinst du meine Kompetenz 😉 )?

    • Gaby Goldberg / Jun 5 2011 11:04 am

      Lieber Martin,
      ich glaube, deine Computerkompetenz steht außer Zweifel. 🙂 Aber dein Artikel (übrigens nicht nur der verlinkte) und die Kommentare dazu verraten immer wieder, wie stark die Fähigkeiten auseinanderklaffen. (Eine bekannte Erscheinung.) Ebenso der Wille, sich methodisch-didaktisch mit dem Computereinsatz und seinem Mehrwert fürs Lernen zu beschäftigen – und das ist es doch, was letztlich zählt.

  2. martinkurz / Jun 5 2011 11:53 am

    Na, da bin ich beruhigt :-).
    Aber du hast absolut recht und das Dilemma ist ein eigener Artikel wert: Die Kompetenzen in Sachen neue Medien klaffen unglaublich auseinander. Aus diesem Grund ist neben konzeptioneller Neugestaltung des Unterrichts als Ganzes die Betonung auf Lehrerfortbildung. Und noch mehr muss sich, wie du es sagst, der Wille bei vielen ändern.

    • Gaby Goldberg / Jun 5 2011 12:03 pm

      Aaaah, Martin, das klingt gut: konzeptionelle Neugestaltung des Unterrichts! Genau das hätte ich gerne. Fortbildungen sind natürlich die Voraussetzung – und noch nie waren Fortbildungen so leicht zu realisieren wie heute. Aber es sieht mir nicht so aus, als würden die Möglichkeiten, die sich im Netzzeitalter bieten, wirklich ausgeschöpft.

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